Die Bamberger Mälzerei GmbH

Bahnreisende, die Bamberg besuchen oder auch nur auf ihrer Strecke liegen haben, werden noch heute von den industriellen Zeugen der Bierherstellung gegrüßt und verabschiedet. Zu beiden Seiten Bambergs, je an den Bahngleisen, befinden sich zwei große Mälzereien. Nach Nord-Westen hin, an der Brennerstraße, hat die Firma Michael Weyermann, Malzfabrik GmbH & Co. KG., Brau- Röst- und Caramelmalzfabrik ihre Fertigungsgebäude und nach Süd-Osten hin Richtung Nürnberg, befinden sich die Industriegebäude der Bamberger Mälzerei GmbH.

Abb. 9 – Bamberger Mälzerei AG

Die Bamberger Mälzerei GmbH wurde 1885 von dem Hopfengroßhändler Carl Isidor Dessauer (1850 – 1913) als Malzfabrik Dessauer gegründet und 1886 eröffnet[1]. Aufgrund des Fortschritts und eines extrem gesteigerten Exporthandels mit Bier und dessen Fertigungsprodukten war eine große Nachfrage nach Malz vorhanden. In Folge der Malzfabrikgründung stellten viele kleinere Brauereien ihre eigene Malzproduktion ein, was sich weiter vorteilhaft auf die Malzproduktion der Bamberger Mälzerei auswirkte. Die Standortwahl der Veredlungsstätte war wohl gewählt, denn die Gerste des Bamberger Umlands wies eine hohe Qualität auf und somit auch das erzeugte Malz. 1889 wurde die Mälzerei umgebaut und erweitert. Fünf Jahre später fügte ein Brand der Fabrik schweren Schaden zu. Das Werk wurde aber wieder aufgebaut und notwendige Erweiterungen ausgeführt. 1914 waren in der Mälzerei 45 Mitarbeiter beschäftigt.

Nach dem Tod des Gründers Carl Isidor Dessauer führte seine Witwe Sophie, geb. Alexander, die Geschäfte erfolgreich weiter. 1923 wurde jedoch von der Generalversammlung des Unternehmens die Übertragung des Werkes an die Malzfabrik Stuttgart AG beschlossen, die infolgedessen nach Bamberg übersiedelte. Bis 1962 bestand die fusionierte Firma als Bamberger Mälzerei AG, dann wurde sie in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die Firma ist in großen Teilen noch in Familienbesitz. Die ehemalige Malzfabrik Dessauer besteht noch heute nach mehr als 100 Jahren unter dem Namen Bamberger Mälzerei GmbH am selben Ort und ist mit hochmoderner Technik ausgestattet. Aufgrund dessen kann dieses Werk mit nur 16 Personen, trotz gesteigerten Ausstoßes, unterhalten werden.

Zur Firmengeschichte war weiter leider selbst auf Nachfrage bei der Firmenleitung nicht mehr Information vorhanden. Zum 50-Jährigen Jubiläum des Werks allerdings veröffentlichte das Bamberger Tabglatt am 2. Oktober 1935 einen ausführlichen bebilderten Aufsatz, in dem jedoch bezeichnender Weise der jüdische Gründer mit keinem Wort erwähnt wurde.

 


[1] Loebl (1999) S. 264