Der Kaipershof

Wie eingangs erwähnt, wurde das Überschwemmungsgebiet des Hainviertels ursprünglich landwirtschaftlich genutzt. Diese Wiesen und Äcker gehörten teils zum sogenannten Steinleinshöflein, größtenteils jedoch zum großen Gut des Kaipershofes. Erstmals erwähnt wurde der Kaipershof Ende des 14. Jahrhunderts als bischöfliches Lehen mit der Bezeichnung "Erlhof". Seinen späteren Namen erhielt das Gut von dem angesehenen Bamberger Bürger Fritz Keiper, der ab 1391 als Besitzer genannt wird.

1798 erwirbt der Hoffaktor und Jude Seeligmann Samuel Hesslein, aufgrund einer speziellen Erlaubnis des Fürstbischofs, die er wegen seiner im Französischen Krieg geleisteten Dienste erhielt, den Kaipershof, zum Kaufpreis von 25.000 fl. . Nach dessen Tod wurde die Frau S.S.Hessleins mit einem Geldbetrag von 50.000 fl. abgefunden und der Kaipershof ging in den Besitz seines Bruders Joseph Samuel Hesslein, den Universalerben, über. Joseph Samuel Hesslein war Bankier, hatte den Kaipershof  über zwei Jahrzehnte von den Behörden unbeanstandet verpachtet und erwarb im Jahre 1822 zudem den sogenannten Peunt, ein Feldgut von 40 Tagwerk, hinzu. 1832 wurde er aufgrund des §17[4] aus dem Judenedikt von 1813 gezwungen, seinen Hof "loszuschlagen"[5]. Diesem Paragraph zufolge mussten Juden ihre Ländereien entweder selbst bewirtschaften, wozu der Bankier Hesslein nicht im Stande war, denn ihm fehlten nach eigener Aussage die nötigen Vorkenntnisse, oder sie mussten sie verkaufen. Obwohl er seinen Besitz trotz des bestehenden Edikts zwei Jahrzehnte von den Behörden unbeanstandet so führen konnte, gelang es dem einflussreichen Bankiers nicht, die Behörden davon zu überzeugen, seine Ländereien behalten zu dürfen. Die Behörden wie auch der König erlaubten Hesslein weder einen Aufschub von zwei bis drei Jahren, um seinen Besitz zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, noch ein "Zerschlagen" der Felder. Diese Sanktionen führten zum Untergang eines der angesehensten Häuser der jüdischen Gemeinde in Bamberg. Über den Nachlass Joseph Samuel Hessleins wurde nach seinem Tod am 28.September 1839 der Konkurs verhängt. Der Witwe Seligmann Samuel Hessleins erging es nicht anders, auch deren Nachlass war überschuldet. 1841 wird das Kaipershofschlösschen von Friedrich Vogel erworben. Aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung und der Aufteilung der Konkursmasse wurden die Felder bis 1869 durch ein verzweigtes Netz von Feldwegen erschlossen.

Eidloth schreibt, dass der Kaipershof für die Erschließung des Wohnviertels zwischen Schönleinsplatz und Hain die Funktion einer "Keimzelle" hatte. Der Name Kaipershof ist bis in unsere Tage erhalten geblieben. Die Hofstelle ist heute noch als hofartig erweiterte Seitenstraße vorhanden, der Aufriss ist jedoch durch die Bebauung mit modernen Appartementhäusern vollkommen umgestaltet worden.


[4] Eckstein sieht in diesem Paragraphen die Absicht künstliche jüdische Ackerbauern züchten zu wollen – siehe Eckstein (1910) S.41

[5]  Eckstein (1910) S. 41