Quelle: Levi Strauss Museum - zugesandt von Tanja Roppelt (Museumsleiterin) am 06.08.2001

LEVI STRAUSS - eine Biografie

Das Leben von Levi Strauss, dem „Vater" der Blue Jeans, verkörpert wie kaum ein anderes den amerikanischen Traum.

Löb, so lautete sein Name ursprünglich, wurde am 26. Februar 1829 im fränkischen Buttenheim als Sohn von Hirsch Strauss und dessen zweiter Ehefrau Rebecca (geb. Haas) geboren. Hirsch Strauss hatte, als er Rebecca heiratete, bereits fünf Kinder (Jakob, Rösla, Jonathan, Lippmann und Mathilde) aus erster Ehe. Lob und seine Schwester Vögela (später Fanny genannt) waren die jüngsten Strauss-Kinder. Der Vater betrieb wie viele andere fränkische Landjuden einen Hausierhandel mit Tuch und Kurzwaren, der für die große Familie gerade das Nötigste zum Leben abwarf. Als Hirsch Strauss 1846 nach längerer Krankheit an Tuberkulose starb, geriet die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Deshalb blieb Mutter Rebecca und den jüngeren Kindern Löb, Vögela und Mathilde als einziger Ausweg nur noch die Auswanderung nach Amerika zu den älteren Söhnen Jonathan und Lippmann (inzwischen Jonas und Louis). Sie hatten Buttenheim bereits einige Jahre früher den Rücken gekehrt und in New York einen Textilhandel aufgebaut. Löb - der seinen Namen bald in Levi amerikanisierte - lernte den Händlerberuf bei seinen Brüdern und arbeitete in deren Geschäft. 1853 nahm Levi die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Levis Schwester Fanny heiratete David Stern und beide zogen nach San Francisco um, kurz nachdem die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien die Ostküste erreichten. San Francisco und die Möglichkeit, sein Glück zu machen, lockten auch Levi. Im März 1853 kam er, zusammen mit seinem Diener, in der pulsierenden Stadt an und gründete mit seinem Schwager und seinem Bruder Louis einen Handel für Kurzwaren und Stoffe. Im Sortiment war alles, was die Mienenarbeiter und Pioniere des damals noch Wilden Westens benötigten. Es reichte von der Zahnbürste, über Hosenträger und Knöpfe bis hin zur Ausgehkleidung. Der Geschäftseintrag in den Stadtregistern lautete „Levi Strauss & Co. Importeur, Makler, Bekleidung & Kurzwaren". Das junge Unternehmen florierte. Nach mehreren Standortverlagerungen aufgrund von Geschäftsvergrößerungen ließ sich das Handelshaus 1867 schließlich in der Battery Street 14 & 16 nieder, wo auch heute noch der Sitz der Konzernzentrale ist. Levi hatte seine persönliche Goldader gefunden. Nicht Goldnuggets, sondern sein Handelshaus machte ihn zu einem reichen Mann.

1872 erhielt Levi einen Brief von Jacob Davis, einem Schneider aus Reno, Nevada. Davis kaufte regelmäßig Tuchballen von Levi Strauss & Co.. In seinem Brief beschrieb er Levi die Art und Weise, wie er es schaffte, besonders strapazierfähige Hosen für seine Kunden anzufertigen. Er verstärkte die belasteten Stellen, wie z. B. die Ecken der Taschen und das untere Ende des Hosenlatzes, mit Metallnieten. Ihm fehlten allerdings die Geldmittel, um seine Erfindung patentieren zu lassen. So schlug er Levi vor, die Patentierung zu finanzieren und sich das Patent gemeinsam ausstellen zu lassen. Levi war einverstanden und so erhielten beide das Patent am 20.Mai 1873. Die Jeans war hiermit geboren.

Für die vernieteten „Waist Overalls" (so bezeichnete man Jeans ursprünglich) gab es eine reißende Nachfrage. Deshalb ließ Levi Jacob Davis nach San Francisco kommen, um die Fertigung der neuen Beinkleider zu beaufsichtigen. Die beiden Männer beschlossen, ihre Hosen aus einem robusten Baumwollstoff zu schneidern, der bald in .Anlehnung an seinen französischen Ursprungsort Nimes „Denim'' genannt wurde. Levi Strauss und Jacob Davis bezogen ihr Rohmaterial allerdings zunächst von einer Weberei in New Hampshire, ab 1915 dann von einer Firma in Norm Carolina. Anfangs beaufsichtigte Davis den Zuschnitt des Stoffs und dessen Weiterleitung an Näherinnen, die in Heimarbeit Hosen fertigten. Doch wegen der starken Nachfrage nach den „Overalls" konnte dieses Produktionssystem nicht lange aufrecht erhalten werden und Levi Strauss & Co. eröffnete zwei Fabriken in San Francisco. Der Vorsteher der Firmen war Jakob Davis, da Levi sein angestammtes Handelshaus weiterführte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog sich Levi vom Tagesgeschäft zurück und wandte sich anderen Interessen zu. Er überließ es seinen vier Neffen, den Söhnen von Fanny, die Firma zu führen. Im Jahre 1890 ließen Levi und die Gebrüder Stern die Firma als Kapitalgesellschaft registrieren. Zu dieser Zeit hatte der 61 jährige Handelsmann sich allerdings bereits anderen geschäftlichen und philanthropischen Interessen zugewandt.

Levi war beispielsweise Gründungsmitglied und seit 1877 Schatzmeister der Handelskammer von San Francisco. Er war Direktor der Nevada Bank, der „Liverpool, London and Globe Insurance Company" und der „San Francisco Gas and Electric Company"'. Er unterstützte finanziell ein jüdisches Waisenhaus am Pazifik sowie die gemeinnützige „Eureka Benevolent Society" und das „Hebrew Board of Relief". 1897 stellte er zudem Geldmittel für 28 Stipendien an der University of California in Berkeley bereit.

Am 26. September 1902 starb Levi Strauss in seinem Haus in San Francisco. Sein Tod machte Schlagzeilen. Die Sonntagsausgabe des San Francisco Call (28.09.1902) würdigte Levi als bedeutendes Mitglied der städtischen Gesellschaft, das sich sowohl aufgrund seiner Fairness und Loyalität in Geschäftsbeziehungen als auch durch Großzügigkeit gegenüber seinen Angestellten hervorgetan hatte. Am Tag der Beerdigung waren in San Francisco viele Geschäfte vorübergehend geschlossen, weil die Inhaber an der Trauerfeier teilnehmen wollten. Levi Strauss wurde auf dem Friedhof „Hills of Eternity" in Colma südlich von San Francisco beigesetzt. Er hinterließ den Konzern seinen vier Neffen. In seinem Testament bedachte er außerdem mehrere Stiftungen und Schenkungen.

Am 18.April 1906 traf den Konzern ein anderer schwerer Schicksalsschlag. Weite Teile von San Francisco wurden an diesem Tag durch ein Erdbeben und nachfolgende Brände verwüstet. Unter den zerstörten Häusern befanden sich auch die Konzerngebäude. Das Erdbeben war zwar ein großer Rückschlag, nicht aber das Ende des Unternehmens. Wie es Levi Strauss zweifellos auch getan hätte, entwickelten die Gebrüder Stern Pläne für eine neue Fabrik. Sie nahmen jedoch nicht nur den Neuaubau des Betriebs in Angriff, sie bezahlten während der gesamten Zeit ihre Angestellten weiter und räumten außerdem weniger glücklichen Geschäftspartnern längerfristige Kredite ein, damit auch sie wieder auf die Beine kommen konnten. Den Siegeszug der Jeans konnte das Erdbeben letztlich nicht aufhalten.

 

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Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
29. Dezember 2001


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