Der Neubeginn nach dem Krieg

Von den rund 800 Mitgliedern der Bamberger jüdischen Vorkriegsgemeinde kehrte eine einzige Bambergerin in ihre Heimatstadt zurück. Die restlichen Gemeindemitglieder wurden entweder in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet oder wanderten in andere Länder, vorwiegend in die USA oder nach Israel, aus. Die "neue" jüdische Gemeinde setzte sich nach dem Krieg aus wenigen polnischen Juden zusammen, die, anders als die ursprüngliche Bamberger Gemeinde, streng orthodoxen Glaubens waren und neu nach Bamberg immigrierten. Viele der überlebenden jüdischen Mitbürger, berichtet meine Gesprächspartnerin, wählten nach dem Krieg, wenn sie heirateten, bewusst eine nichtjüdische Frau. Die Identität und die Zugehörigkeit zur jüdischen Religion wird über die Mutter an die Kinder weitergegeben. Auf diesem Weg wollten diese Männer ihre Kinder vor dem schützen, was ihnen selbst als Juden widerfahren war. Trotz dieser Entscheidung wurden die Kinder von ihren VäternAbb. 12 - Willy-Lessing-Str. 7 oft im jüdischen Glauben erzogen, zählten aber nie als jüdische Gläubige im eigentlichen Sinn. Sie durften nicht am Gottesdienst teilnehmen und waren, wie ihre Mütter, vom offiziellen religiösen Leben ausgeschlossen, wenn sie nicht zum jüdischen Glauben nachträglich konvertierten. Diese jüdische Gemeinde hielt sich von der Öffentlichkeit fern und lebte fast gettomäßig und unbemerkt von der Bamberger Bevölkerung.

Am 9. Juni 1962 wurde das neue Gemeindezentrum mit der nun fünften Synagoge in der Willy-Lessing-Straße 7 eingeweiht. Dieses Gebäude und das dazugehörige Grundstück mit einem alten rückwärtigen Industriegebäude erbte die Gemeinde von Frau Leonie Kupfer, die selbst im KZ umkam.


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© 2000 by Thomas Starz