Wichtige Anmerkung


Wie sich in der letzten Zeit (Sommer/Herbst 2005) zeigte, gibt es bezüglich der Entwicklung, vor allem aber der religiösen Ausrichtung der Gemeinde in den 80er-Jahren, wie sie auf dieser Seite aufgrund eines Interviews mit der damaligen Kulturreferentin der Gemeinde, Chris Fiebig, dargestellt wird deutliche Kritik an deren Richtigkeit. Vorgetragen wird diese durch den derzeitigen Vorsitzenden Herrn Heinrich Olmer und den amtierenden Chasan, Herrn Arieh Rudolph.
Da Frau Fiebig, wie berichtet, am 8. November 2004 verstarb, kann sie hierzu keine Stellung mehr beziehen. Aus diesem Grund werde ich das Interview von Frau Fiebig, abgesehen von einigen den Inhalt nicht verändernden Ergänzungen, so stehen lassen.

Es steht außer Zweifel, dass Geschehenes persönlich unterschiedlich wahrgenommen wird oder in der Rückschau von verschiedenen Personen abweichend voneinander dargestellt wird. Wessen Ansicht und Erinnerung nun der Geschichte der Bamberger Gemeinde näher kommt kann ich nicht entscheiden. Daher sollen beide Auffassungen hier zu lesen sein.

Es lohnt sich, beide zu lesen!


 

Die Liberalisierung der Gemeinde

Nach einem Interview mit Frau Chriss Fiebig, der damaligen Kulturreferentin der Israelitsichen Kultusgemeinde, im Juli 1999

Die rot  abgebildeten Stellen im Text wurden von mir nachträglich und auf Bitten des Vorsitzenden der Bamberger Kultusgemeinde, Herrn Heinrich C. Olmer, bzw. des Chasans Herr Arieh Rudolph, Kantor der Gemeinde, ergänzt - verändern aber den Inhalt nicht sinngemäß. 

Mitte der 70er-Jahre war das aktive Gemeindeleben der kleinen, überalterten Gemeinde stark gefährdet. Ein jüdisches Leben nach orthodoxen Regeln war kaum mehr möglich. Oft scheiterte die Feier des Gottesdienstes am Minjan, der nicht erfüllt werden konnte. Der Minjan schreibt vor, dass mindestens zehn Männer, älter als 13 Jahre, anwesend sein müssen, um einen orthodoxen, jüdischen Gottesdienst feiern zu können. Die Frauen wurden hierbei weder mitgezählt, noch durften sie gemeinsam mit den Männern in der Synagoge feiern. Sie saßen von den Männern getrennt. 

Am Rande sei hier auch auf die Versorgung mit koscheren Lebensmitteln hingewiesen, die in Bamberg nicht möglich war und bis heute erschwert, wenn auch nicht unmöglich ist. Die nächstgelegenen koscheren Metzgereien befanden sich in Frankfurt, welche aber eindeutig zu weit von Bamberg entfernt lagen, um die Gemeinde regelmäßig mit entsprechenden Lebensmitteln zu versorgen. Eine orthodoxe Lebensweise war  in diesem Bereich folglich unmöglich. 

In dieser Zeit war die Gemeinde zudem wenig offen für ihre christlichen Nachbarn und für diejenigen, die an der Gemeinde Interesse zeigten.

Dies lag natürlich an dem Umstand, dass die meisten der Mitglieder dieser Gemeinde Überlebende der Konzentrationslager aus Polen, besonders Auschwitz, waren und das Interesse der wenigen Überlebenden (die Gemeinde gründete sich am 2. August 1951 mit 150 Personen und zwei überlebenden jüdischen Bambergern neu) an den Nachfahren ihrer früheren Peiniger und Mörder und den immer noch lebenden Peinigern verständlicherweise gering war. Man wollte seine Ruhe haben, in Ruhe sein Judentum leben, in Frieden alt werden und wer von den Jüngeren die Möglichkeit hatte, wanderte früher oder später nach Israel oder in die USA aus.

 

1973 gelangte die "heutige" (Stand Juli 1999) Kulturreferentin der israelitischen Kultusgemeinde nach Bamberg und nahm sich der kleinen jüdischen Gemeinde an. Es waren damals grundlegende Probleme, die nach einer Lösung verlangten. Es stellte sich die Frage der "Liberalisierung" oder des scheinbar sicheren Untergangs der Gemeinde. Die Gemeinde traf die Entscheidung, sich im Glauben und im religiösen Leben zu "liberalisieren". Im Laufe der folgenden Jahre wurde nun auch mit weniger als zehn Männern Gottesdienst gehalten, zu dem dann später auch Frauen zugelassen wurden. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde vorangetrieben und bei der Bamberger Bevölkerung ein Bewusstsein für "ihre" jüdische Gemeinde geweckt. Im Laufe der 80er-Jahre wurden auch Christen zu religiösen Festlichkeiten, wie der Pessachfeier, eingeladen und es kam zu Konstellationen, wo sich 20 jüdische Gemeindemitglieder 100 nichtjüdischen Bamberger Bürgern gegenübersahen. In der gleichen Zeit war auch die "Nachfrage" nach Konvertierungen zum jüdischen Glauben relativ hoch, wie Frau Fiebig sich erinnert.

Wichtige Anmerkung: 

An genau diesem letzten Absatz scheiden sich die Meinungen. 
Ich gebe hier lediglich die Aussagen von Frau Fiebig wieder. 

Wie sich in der letzten Zeit (Sommer/Herbst 2005) jedoch zeigte, gibt es bezüglich der Entwicklung, vor allem aber der religiösen Ausrichtung der Gemeinde Zweifel. Vertreten werden diese durch den derzeitigen Vorsitzenden Herrn Heinrich Olmer und den amtierenden Chasan, Herrn Arieh Rudolph.
Da Frau Fiebig, wie berichtet, am 8. November 2004 verstarb, kann sie hierzu keine Stellung mehr beziehen. Aus diesem Grund werde ich das Inview von Frau Fiebig, abgesehen von einigen den Inhalt nicht verändernden Ergänzungen, so stehen lassen.

Es steht außer Zweifel, dass Geschehenes persönlich unterschiedlich wahrgenommen wird oder in der Rückschau von verschiedenen Personen abweichend voneinander dargestellt wird. Wessen Ansicht und Erinnerung nun der Geschichte der Bamberger Gemeinde näher kommt kann ich nicht entscheiden. Daher sollen beide Auffassungen hier zu lesen sein.

 


 

Nach einem Interview mit Frau Chriss Fiebig, der damaligen Kulturreferentin der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, im Juli 1999 (mit Ergänzungen durch Herrn Vorsitzenden Heinrich C. Olmer sowie Herrn Chasan Arieh Rudolph im Januar / Juli / Oktober 2005)

 

Die Öffnung der Gemeinde nach außen

Mitte der 70er-Jahre war das aktive Gemeindeleben der kleinen, überalterten Gemeinde gefährdet. Ein orthodox-jüdisches Leben war nur eingeschränkt möglich. Oft konnte kein G´ttesdienst gehalten werden, weil der dazu erforderliche Minjan von mindestens zehn religionspflichtigen Männern über 13 Jahren fehlte, um aus der Torah, der 5 Bücher Moscheh lesen zu können. Die Frauen saßen dabei von den Männern getrennt. Am Rande sei hier auch auf die Versorgung mit koscherem Fleisch hingewiesen, die es in Bamberg nicht gab. Die nächstgelegenen koscheren Metzgereien befinden sich in Frankfurt oder München, welche aber eindeutig zu weit von Bamberg entfernt liegen, um die regelmäßige Versorgung der Gemeinde mit koscherem Fleisch sicherzustellen. Eine streng orthodoxe Lebensweise ist bis heute zwar erschwert, allerdings auch nicht unmöglich. 

 

Bis zum Ende der 70´er Jahre war die Gemeinde ferner wenig offen für ihre christliche Umwelt und für diejenigen, die an der Gemeinde Interesse zeigten. Dies lag natürlich an dem Umstand, dass die meisten der Mitglieder dieser Gemeinde Überlebende der Konzentrationslager aus Polen, besonders Auschwitz, waren und das Interesse der wenigen Überlebenden (die Gemeinde gründete sich am 2. August 1951 mit 150 Personen und zwei überlebenden jüdischen Bambergern neu) an den Nachfahren ihrer früheren Peiniger und Mörder und den immer noch lebenden Peinigern verständlicherweise gering war. Man wollte seine Ruhe haben, in Ruhe sein Judentum leben, in Frieden alt werden und wer von den Jüngeren die Möglichkeit hatte, wanderte früher oder später nach Israel oder in die USA aus. 

 

1973 gelangte die "heutige" (Stand Juli 1999) Kulturreferentin der israelitischen Kultusgemeinde Bamberg hierher und suchte nach Lösungen für den Fortbestand der kleinen jüdischen Gemeinde. Bis zum Ende der 80´er Jahre sank der Mitgliederbestand auf 35 Personen im sehr großen Einzugsgebiet der Gemeinde. Es gab keinen Rabbiner, lediglich ein Wanderlehrer des Landesverbandes besuchte die kleinen Gemeinden und gab Unterricht oder hielt an den Hohen Feiertagen G´ttesdienste ab. Nachdem viele Gemeindemitglieder gestorben oder weggezogen waren, stellte sich auch die Frage nach dem Selbstverständnis der Gemeinde. Es wurde zunächst beschlossen, die Öffentlichkeit zu suchen. Zusammen mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, mit der auch heute noch eine gute Beziehung besteht, wurde die nichtjüdische Bevölkerung in Bamberg mittels Vorträgen des Vorstandes zusammen mit der Kulturreferentin über das Vorhandensein einer jüdische Gemeinde informiert. Besuche in Schulen und Synagogenführungen sowie die Einladung an Gäste, am Kiddusch vom Freitagabend oder an Pessachfeiern teilzunehmen, rundeten im Lauf der Jahre das Angebot an die Öffentlichkeit ab. Ebenso wurde auch die US-Army am Ort eingeladen, ihre jüdischen Soldaten auf die Gemeinde aufmerksam zu machen, so dass an manchen Feiertagen eine größere Anzahl amerikanischer Juden zur Gemeinde fanden. Durch die Angebote wurde auch für die jüngeren Gemeindemitglieder wieder ein Bewusstsein für „ihre Gemeinde“ geweckt. 

 

Die religiöse Ausrichtung der Gemeinde blieb bis Ende der 80´er Jahre nach wie vor streng orthodox. Erst mit Beginn der 90´er Jahre, als die Gemeinde erfreulicherweise durch den Zuzug von Kontingentflüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion stark anwuchs, machte man sich Gedanken, inwieweit einer Pluralität des Judentums Rechnung getragen werden könne. Seitdem die Gemeinde einen hauptamtlichen Chasan hat, ist die religiöse Ausrichtung konservativ traditionell. 

 

Da sich die Gemeinde aber auch als Einheitsgemeinde versteht, ist sie auf Anfrage offen für andere Formen des Gebetes mit dem Ziel, dass sich alle Richtungen des Judentums in Bamberg wohlfühlen sollen. Dafür besitzt die Gemeinde auch alle Einrichtungen der religiösen und der verwaltungstechnischen Art wie Sozialverwaltung, Religionsunterricht, Chewra Kaddischa usw., um jüdisches Leben einer gewachsenen Gemeinde in Bamberg möglich zu machen. Seitdem die IKG Bamberg seit dem 1. Juni 2005 ihr neues Gemeindezentrum geweiht hat, wird die Öffentlichkeitsarbeit ab Herbst 2005 durch verstärkte Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg in unserem neuen pädagogischen Zentrum, sowie durch weitere Institutionen in Bamberg und dem Umland intensiviert.

Der Passus in Ihrer Homepage 

„Die Gemeinde traf die Entscheidung, sich im Glauben und im religiösen Leben zu liberalisieren. Im Laufe der folgenden Jahre wurde nun auch mit weniger als zehn Männern Gottesdienst gehalten, zu dem dann später auch Frauen zugelassen wurden. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde vorangetrieben und bei der Bamberger Bevölkerung ein Bewusstsein für "ihre" jüdische Gemeinde geweckt. Im Laufe der 80er-Jahre wurden auch Christen zu religiösen Festlichkeiten, wie der Pessachfeier, eingeladen und es kam zu Konstellationen, wo sich 20 jüdische Gemeindemitglieder 100 nichtjüdischen Bamberger Bürgern gegenübersahen. In der gleichen Zeit war auch die "Nachfrage" nach Konvertierungen zum jüdischen Glauben relativ hoch, wie Frau Fiebig sich erinnert.“,

stimmt so nicht: Die Gemeinde traf eben nicht die Entscheidung, sich im Glauben und religiösen Leben zu liberalisieren, im Glauben schon gar nicht! Was das religiöse Leben betraf, wurden zwar einige Experimente gemacht, einen G´ttesdienst auch mit weniger als 10 Männern durchzuführen, indem man einen Jungen dazuzählte, der in seinen Bar-Mitzwa-Vorbereitungen war. Aber mit weniger als 9 Männern wurde auch kein G´ttesdienst gehalten. Man hielt eine Andacht, aber das war es dann auch schon. Die Experimente stießen bei den Betern im Übrigen auch auf Unwillen und man ließ die Experimente dann sein. Selbst bei dieser Konstellation wurden Frauen nicht zum Minjan gezählt. Man ging von einem Minjan aus 10 religionspflichtigen Männern aus. Gelegenheiten, bei denen bei Feiern 20 Gemeindemitgliedern 100 christliche Gäste gegenübersaßen, sind mir unbekannt. Was die Nachfrage nach Konvertierungen betrifft, war diese nicht höher oder niedriger als in anderen Gemeinden auch, zudem die Bedingungen für eine Konvertierung schwierig genug sind.

 

Heute ist die religiöse Ausrichtung konservativ traditionell, allerdings erst seit Anfang der 1990er Jahre mit dem Zuzug der vielen Neueinwanderer nach Bamberg und seitdem die letzten alten Gemeindemitglieder aus der Zeit ab 1951 gestorben sind. Die einzige wirkliche Neuerung ist die, dass der Gedanke der Einheitsgemeinde stärker hervorgehoben wird als bis zum Ende der 1980er Jahre, dass sich in der Gemeinde alle Richtungen des Judentums wohlfühlen sollen. Das verstehen wir unter Pluralität.

 

Mit freundlichen Grüßen

Arieh Rudolph

(Chasan)

 


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