Banken jüdischen Ursprungs

In Bamberg waren mehrere Banken jüdischer Gründer angesiedelt. Mindestens zwei von ihnen, die Bankhäuser Wassermann und Hellmann, erlangten überregionale Bedeutung von internationalem Rang. Als Beispiel soll das Bankhaus Wassermann dienen, da von diesem relativ genaue und detaillierte Informationen vorliegen, mehr als vom Bankhaus Hellmann. Letzteres hatte seine Geschäftsräume in der Sophienstraße 2, jetzt Willy-Lessing-Straße 2. Das Gebäude dient auch heute noch einer Bank als Niederlassung.

Abb. 11 - ehemaliges Bankhaus Hellmann

Der Ursprung des Bankhauses Wassermann liegt im Jahre 1785 in Wallerstein[1]. Dort gründete der Vater von Samuel Amschel Wassermann (1810-1884), Amschel Elkan Wassermann, ein Salzfaktor des Fürsten von Oettingen-Wallerstein, ein Handelshaus. 1884 heiratete besagter Sohn Samuel Amschel die Bambergerin Caroline Eger und beantragte noch im Jahr der Heirat eine Niederlassung des väterlichen Handelshauses in Bamberg. Diesem Antrag wurde jedoch erst fünf Jahre später statt gegeben. 1849 wurde die Handelsfirma nach Bamberg verlegt und weiterhin zunächst als Handelshaus geführt. Neben den Handelsgeschäften wurden auch Geldgeschäfte abgewickelt, die in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts zum dominierenden Sektor des Handelshauses aufstiegen. Als Folge der florierenden Geldgeschäfte gründeten die Söhne Samuel Amschels, Angelo (1834 – 1914) und Emil (1842 – 1911), im Jahr 1880 das Bankhaus A.E. Wassermann in Bamberg. Dieses erlangte sehr schnell überregionale Bedeutung und erlangte bereits 1866 das Vertrauen der Königlich-Bayerischen Staatsbank, die ihre Bestände nach dem Einmarsch der preußischen Truppen bei A.E. Wassermann verwahren lies.

1918, nachdem die Bayerische Regierung nach Bamberg fliehen musste, ließ diese den Staatsschatz ebenfalls beim Bankhaus A.E. Wassermann hinterlegen. Das Bankhaus war nicht nur für die finanziellen Fragen und Projekte der Bamberger und oberfränkischen Wirtschaft von Bedeutung. Es stellte das nötige Kapital für Firmenneugründungen bzw. Investitionen bestehender Firmen bereit und förderte aktiv die Textil- und Korbwarenindustrie sowie den Hopfenhandel Bambergs. Zudem vertrat die Bank auch Belange der deutschen Industrie in Südost-Europa und Kleinasien. So beteiligte sich das Bankhaus zum Beispiel an Kraftwerksbauten in Saloniki und Smyrna sowie am Bau der Anatolischen Eisenbahn. Nachdem 1884 der königlichen Hofkasse eine Anleihe von zehn Millionen Goldmark erfolgreich gewährt werden konnte, wurden Angelo und Emil Wassermann von Prinzregent Luitpold zu Königlichen Hofbankiers ernannt. Angelo Wassermann wurde 1910 sogar in den erblichen Adelsstand erhoben. Um den expandierenden Geschäftsinteressen gerecht zu werden, erwarb die Geschäftsleitung des Bankhauses bereits 1903 das Haus des Marschalk von Ostheim in der Sophienstraße 1 (nun Willy-Lessingstraße ) und gründete am 1. Januar 1889 in Berlin eine Filiale sowie Vertretungen in Brüssel und Wien. Diese wurden alle von Familienmitgliedern geleitetet. In der Berliner Filiale führten Max und Oskar Wassermann, die beiden ältesten Söhne von Angelo und Emil, die Geschäfte.

Oskar Wassermann verließ 1912 das Familienunternehmen, da er in den Vorstand der Deutschen Bank wechselte. Max von Wassermann wurde 1909 der Titel eines Kommerzienrates verliehen, den er neun Jahre später mit dem Zusatz "Geheimer" erweitern durfte. Sigmund Wassermann, ein jüngerer Bruder von Oskar und Max Wassermann, der Oskar in die Berliner Filiale nachfolgte, war von 1932 bis 1933 Vorstandsmitglied des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes. Neben der Bedeutung des Bankhauses für die regionale und nationale Wirtschaft sind die vielen Stiftungen des Bankhauses zu erwähnen. Insbesondere fällt eine Spende von 200.000 Goldmark an das Deutsche Museum in München auf. Nach dem Tod Emil und Angelo, übernahmen die Söhne Emils, Albert (1872 – 1942) und Julius (1873-1939) sowie zeitweise auch Michael (1882-1956), die Leitung des Bamberger Stammhauses. Die Witwe Oskar Wassermanns sowie die Frau und die beiden Söhne Julius Wassermanns fielen dem Holocaust zum Opfer und wurden ermordet. Sigmund Wassermann konnte nach Holland und später in die USA fliehen. Dem einzigen Sohn Max von Wassermanns, Georg August, gelang die Flucht nach England wo er heiratete und eine kleine Bank eröffnete. Er verstarb 1973 kinderlos in London.

Am 1. Januar 1938 fiel das gesamte Unternehmen Wassermann einem durch die Nazis erzwungenen Verkauf zum Opfer. Georg von Wassermann erreichte 1951 eine in der Literatur als "bescheiden" bezeichnete Wiedergutmachung, welche das Geschäftshaus jedoch nicht mit einschloss. Zu Oskar Wassermann sei noch anzumerken, dass er bereits früh der Bewegung des Zionismus angehörte. Er wurde 1922 zum Präsidenten des "Keren Hajesod" in Deutschland gewählt, eine Organisation, die sich um Gelder für jüdische Einwanderer und den Landkauf in Palästina kümmerte. Er gehörte von 1927 bis 1928 der "Joint Palestine Survey Commission" an und war der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin als Gönner verpflichtet. Dieser stand er als Vizepräsident zur Seite. In Bamberg gibt es keines der damaligen Bankhäuser mehr, auch mag sich ihr Andenken selten oder gar nicht in Stein manifestiert haben. Trotzdem wird anhand dieser Ausführungen deutlich wie einflussreich und engagiert Bamberger Juden nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der ganz Deutschland betreffenden Politik mitwirkten. Die Stellung der Familie Wassermann in Bamberg und Deutschland, in der Bankenwelt wie auch in der Wirtschaft zeugen davon, dass Juden vor der Machtergreifung durch Hitler und die Nazis in Deutschland nicht nur als Handelspartner geschätzt, sondern auch auf verschiedensten Ebenen in die Gesellschaft integriert waren. Es waren Deutsche mit jüdischem Glauben. Wäre dies zumindest in weiten Teilen der Gesellschaft so nicht existent gewesen, so wäre der beschriebene Erfolg und Einfluss wenig vorstellbar.

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[1] Loebl (1999) S. 309 ff.