Der jüdische Bevölkerungsanteil

Wie im vorhergehenden Kapitel erwähnt, waren die meisten der Hopfenhändler in der Hainstraße jüdischen Glaubens. 38,6% der gesamten Hauseigentümer im Hainviertel waren Juden und in der Hainstraße befanden sich fast zwei Drittel der Villen in jüdischem Besitz. Im Vergleich dazu betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung Bambergs im gesamten Stadtgebiet, um 1885, nur 4,1%. Im 1. Distrikt, zu dem das Hainviertel zählte, waren es  bereits 9,6% der Bevölkerung.  Die "Konzentration jüdischer Bevölkerung in den vornehmen Wohnvierteln des 19. Jahrhunderts"[9] führt Eidloth auf verschiedene Faktoren zurück. Neben dem typischen Zusammengehörigkeitsgefühl als Fremdgruppe wird vor allem die schrittweise Judenemanzipation im 19. Jahrhunder, aufgrund des Edikts von 1813 in Bayern, die Abschaffung des Matrikelparagraphen und die daraus resultierende Freizügigkeit genannt. Als Folge dieser Freizügigkeit, kommt es zu einer Landflucht, welche die Anzahl jüdischer Mitbürger in Bamberg stetig steigen ließ. Sind es in Bamberg 1867 noch 708 Bamberger jüdischen Glaubens so steigt diese Zahl 1871 auf 857 und 1880 auf 1269 Einwohner an, damit ist das Maximum der jüdischen Einwohnerzahl in Bamberg erreicht. Später sank die Zahl der jüdischen Einwohner wieder unter 1000. Neben dieser neu gewonnenen horizontalen Mobilität sei auch auf eine vertikale Mobilität hinzuweisen. Sie begründet den Wohlstand und die Grundlage für die Bauvorhaben in Bambergs Nobelwohnviertel.  Der Aufstieg eingesessener und zugewanderter jüdischen Bürger gründet sich auf Fleiß und Sparsamkeit. Viele von ihnen erwarben, durch die neugewonnenen Chancen und Möglichkeiten der sogenannten Judenemanzipation, akademische Titel oder gründeten eigene Geschäfte und Firmen. Mit der Zeit spielten die Juden im Bamberger Gesellschafts- und Kulturleben eine wichtige Rolle. Viele von ihnen traten als Förderer von Kultur und Wirtschaft auf. Sie bekleideten wichtige Ämter, waren als Ärzte und Anwälte in Bamberg tätig. Einige Familien der  jüdischen Gemeinde zählten zu den wohlhabendsten Familien in Bamberg, was sie letztendlich auch als Bauherren in der Hainstraße in  Erscheinung treten ließ.


[9]  ebenda S. 67