Endlich zurück in Bamberg 

der Friedhof in der Siechenstraße

Nach fast 400 Jahren war es der jüdischen Gemeinde Bambergs endlich wieder möglich, einen Gottesacker innerhalb der Stadtgrenzen zu erwerben. Am Sonntag, den 19. Oktober 1851 wurde der neue Friedhof an der Bahre von Is. Kolb eröffnet und mit einer Rede des damaligen Rabbiners Samson Wolf Rosenfeld eingeweiht. Das Tahara-Haus (=Trauerhaus) konnte 1890 fertiggestellt werden (Loebl 1999, S.41). An der selben Stelle bei Loebl wird 1943 von einem Verkauf des Tahara-Hauses gesprochen. Die Stadt Bamberg erwarb das Gebäude (auf dem Papier) in diesem Jahr von der bereits nicht mehr bestehenden jüdischen Gemeinde und vermietete es an eine Fabrik, die es als Metalllager verwendete.


Taharahaus - Straßenseite

Bei einer Friedhofsführung erfuhr ich, dass sich während des Krieges im Tahara-Haus eine Erstfertigung von Rüstungsgütern der Firma Bosch befand. Aus diesem Grund überstand es auch die Pogrome der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938, während der die neue Synagoge in Bamberg sowie andernorts auch viele Friedhöfe geschändet und zerstört wurden. Den gleichen Aussagen zufolge, bewachten in dieser Nacht ironischerweise SS-Männer das Tahara-Haus und den jüdischen Friedhof, weshalb beide den Krieg relativ unbeschadet überstanden.

Nach seiner Rückgabe an die jüdische Gemeinde wurde das Gebäude erst in den Jahren 1993 bis 1997, von der Stadt Bamberg und dem Land Bayern finanziert, gründlich saniert. Das Tahara-Haus dient, abgesehen von den Jahren 1942 bis 1945, bis heute seinem Sinn als "Aussegnungshalle", um es mit einem Synonym aus dem christlichen Wortschatz zu benennen und steht heute unter Denkmalschutz (Loebl 1999, S. 41).

Gegenwärtig zählt der Friedhof cirka 1100 Gräber, von denen etwa 40 Gräber Opfer des Holocaust in und um Bamberg angehören. Eineinhalb Jahrhunderte nach der Einweihung des Friedhofes droht vielen Grabsteinen die Zerstörung durch Verwitterung. Der weiche Sandstein wird von der schadstoffreichen Luft angegriffen und die fundamentlosen Gräber werden zudem von einem gesunkenem Grundwasserspiegel sowie dem daraus resultierenden Verfall bedroht. 1996 beschloss der Bamberger Stadtrat, wenigstens die Namen der Toten auf den Grabsteinen zu sichern, da der Verfall der Steine selbst nicht zu verhindern sei (Loebl 1999, S.42).

Südseite des Taharahauses mit Eingang zum Friedhof

 

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