Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 6.7.2001

Versöhnung über den Gräbern

American Jewish Committee besuchte den Judenfriedhof in Aufseß

AUFSESS. Am gestrigen Freitag besuchten elf Mitglieder des "American Jewish Committee" unter der Leitung von Kristina Pratsch-Hucko, Abteilungsleiterin Europa - USA bei der Konrad-Adenauer-Stiftung den jüdischen Friedhof in Aufseß. Ferner informierten sich die Gäste über das jüdische Leben in der Fränkischen Schweiz.

von Georg Wolf

Die Begegnung fand im Rahmen eines Austauschprogrammes statt, das die Konrad-Adenauer-Stiftung seit nunmehr 21 Jahren betreibt. Mit dieser zur festen Institution gewordenen Veranstaltung verfolgt die Konrad-Adenauer-Stiftung das Ziel, einen Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der amerikanischen jüdischen Glaubensgemeinschaft und der deutschen Bevölkerung zu leisten.

An der Gesprächsrunde über die ehemalige jüdische Landgemeinde Aufseß - unter anderem gab es hier eine Synagoge, die aber 1939 abgebrochen wurde - und jüdische Mitbürger in der Fränkischen Schweiz im Restaurant "Alte Posthalterei" in Aufseß nahmen auch Bürgermeister Ludwig Bäuerlein, Aufseß, Dr. Peter Landendörfer aus Heiligenstadt, Walter Tausendpfund, Vorsitzender des Kulturausschusses des Fränkische-Schweiz-Hauptvereins aus Pegnitz, Dr. Gerhard Philipp Wolf aus Pegnitz, Eckhart Freiherr von Aufseß und Pfarrerin Cornelia Dölfel teil. Als Dolmetscher fungierte Heiner Sussebach aus Saarbrücken.

Bürgermeister Ludwig Bäuerlein stellte den Gästen die 1500-Seelen-Gemeinde mit der größten Brauereidichte der Welt vor. Bäuerlein hatte sich "schlau gemacht" und nach Zeugnissen über die ersten jüdischen Ansiedlungen in der Gemeinde geforscht, die er den Gäste voll Stolz präsentierte. Das Gemeindeoberhaupt zeigte sich interessiert an der Geschichte jüdischer Familien und bekräftigte, dass er den Kontakt mit Nachfahren der einst in Aufsess und in der Region lebenden Juden aufrecht erhalten wolle. Als Geschenk überreichte Bäuerlein jedem Gast einen Bierkrug.

Pfarrerin Cornelia Dölfel bekräftigte, dass nach ihren Erfahrungen die älteren Aufseßer Bürger ein sehr gutes Verhältnis zu ihren jüdischen Mitbgürgern in der Gemeinde hatten. Dr. Peter Landendörfer, Walter Tausendpfund und Dr. Gerhard Wolf informierten in der gebotenen Kürze über die Ergebnisse ihrer Forschungen zum Thema "Judentum in der Fränkischen Schweiz", zu dem Dr. Landendörfer auch ein Buch veröffentlichte. Als wichtigste Unterlagen seiner Nachforschungen nannte Dr. Landendörfer das Staatsarchiv in Bamberg und die Quellen der Familie von Aufseß.

Die Gäste freuten sich über den netten Empfang und bedankten sich für die herzliche Aufnahme. Ihr besonderes Interesse galt dem 1722 von Carl Heinrich errichteten, 0,12 Hektar großen Judenfriedhof. 143 streng nach Osten ausgerichtete Grabsteine geben Zeugnis von den einst hier lebenden Menschen jüdischen Glaubens. Als letzte wurden Babette und Günter Fleischmann 1933 zur letzten Ruhe gebettet.

Dass das American Jewish Committee (AJC) damals die Initiative ergriffen hat, einen Austausch mit einer deutschen Organisation zu initiieren, war innerhalb der jüdischen Gemeinschaft nicht unumstritten. Spricht man heute mit amerikanischen Juden, die im Rahmen des Programms in Deutschland waren, so sind die Eindrücke durchgängig positiv, so auch die Delegation, die am Dienstag in Berlin angekommen war und nach einem Aufenthalt in Frankfurt auch Aufseß besuchte. Am Abend war die Gruppe zu Gast bei der jüdischen Gemeinde im Bamberg, wo sie zur Sabbat-Feier eingeladen war. Danach geht die Reise weiter nach Chemnitz und Berlin.

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
16. Dezember 2001


Diese Seite ist Bestandteil eines Frames. Sollten Sie diesen nicht angezeigt bekommen dann klicken Sie hier bitte auf
Index
dann erhalten sie die fehlenden Informationen und Steuerungselemente
© by Thomas Starz