Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 8.6.2001

Mit Aktion auch in Berlin Aufsehen erregt

Schülerinnen der Realschule Kronach II bei Bündnis für Demokratie und Toleranz in Bundeshauptstadt zu Gast

KRONACH. Aufsehen erregte die Plakat-Gedicht-Aktion der beiden Kronacher Realschulen unter dem Titel: "Farbe bekennen - Gegen Ausländerfeindlichkeit - Gewalt - Rechtsextremismus". Vor der Kronacher Synagoge war eine Druckwerkstatt eingerichtet worden und die Schülerinnen und Schüler beider Realschulen verteilten als Gemeinschaftsprojekt Plakat-Gedichte an die Passanten.

von Franziska Linding,

Simone Hänel, Katrin Barnickel

Stellvertretend für unsere Arbeitsgruppen durften wir Autorinnen (und Katrin Schnappauf) sowie zwei Schülerinnen des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg deshalb an einer Jugendveranstaltung des "Bündnisses für Demokratie und Toleranz" in Berlin teilnehmen. Begleitet wurden wir von Martina Weger (Referentarin an der Realschule Kronach I) und dem Gesamt-Projektleiter Ingo Cesaro.

Ziel dieses Bündnisses ist unter anderem die Dokumentation und Aufzeichnung ziviler Projekte, die sich gegen Intoleranz und Rechtsextremismus wenden. Im Mittelpunkt der gesamten Veranstaltung stand der Erfahrungsaustausch und die Diskussion mit anderen Jugendlichen und Vertretern der Bundesregierung, insgesamt 300 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Schon hier wurde klar, dass unsere Gruppe eingeladen worden war, weil die Schreib- und Druckwerkstätten als "Best-Paktice- Modelle" eingestuft worden waren und nicht eine feste Einrichtung vertreten, wie etwa 800 Initiativen in der Bundesrepublik, die dem Bündnis bekannt sind. Davon wurden 38 Gruppen nach Berlin eingeladen.

Wir entschieden uns zunächst für die intensive Beschäftigung mit dem Thema: "Heimatanspruch und deutsche Identität" in Workshop- Charakter. Von einem Professor wurde uns erklärt, dass die Findung Deutschlands als Nation erst spät stattfand. Selbst im zweiten deutschen Kaiserreich fühlten sich die Menschen eher als Bayern, Thüringer und so weiter, als dass sie sich als Deutsche begriffen.

Erst in den 20-er Jahren und im Dritten Reich wurde dies umgekehrt - zum einen durch die Auflösung der Monarchien in den Ländern und zum anderen durch Hitlers Propaganda.

Anschließend führten wir eine heftige Diskussion über den Begriff "Leitkultur": Wir einigten uns darauf, dass die unterschiedlichen Kulturen zwar einerseits ausgelebt werden sollen, gleichzeitig die Kultur des Gastlandes aber akzeptiert werden muss.

Später wurden wir wieder selbst aktiv und verteilten vor dem Berliner Roten Rathaus etwa 2000 Plakat-Gedichte, die während der Projekte in Kronach und Berlin im vergangenen Jahr entstanden waren. Zu bemerken wäre noch, dass die Druckaktion vor dem Rathaus kurzfristig untersagt wurde, aber auch einige anderen Gruppierungen konnten nicht aktiv werden.

So wurden wir immer wieder gefragt, ob wir für diese Verteilaktion eine Genehmigung hätten. Wir verteilten. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten reagierten die Passanten jedoch überwiegend positiv auf unsere Aktion und suchten immer wieder das Gespräch mit uns. Allen Beteiligten überreichten wir Plakat-Gedichte.

Während der Podiumsdiskussion, an der unter anderem Bundesinnenminister Otto Schily, die Justizministerin Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, die Gesundheitsministerin Bergmann und Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe teilnahmen, fand die Verteilung der Plakat-Gedichte schließlich ihre Fortsetzung. So war es uns möglich, allen Plakat-Gedichte zu schenken und diese Aktion in wenigen Worten zu erklären.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden des Weiteren vier Initiativen als "Botschafter für Toleranz" vom Bündnis mit einem Scheck über 10000 Mark ausgezeichnet. Die Jugendwerkstatt Miphgash, die sich durch Wanderausstellung und Theaterstücke dafür einsetzt, die Verbrechen der Nazis an den Juden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, erschien uns dabei besonders herausragend. Bundesinnenminister Otto Schily stellte in seiner Rede aber auch heraus, dass diese vier Initiativen nur stellvertretend für alle Projekte geehrt wurden, denn, und diesem Motto möchten wir uns anschließen, "wenn viele Leute viele kleine Dinge tun, kann sich das Gewicht der Welt verändern". Anzumerken wäre noch, dass sich die 38 eingeladenen Initiativen für diese spezielle Auszeichnung beworben hatten.

Neben dem Erfahrungsaustausch, der Verteil-Aktion fand die Kronach-Bamberger Gruppe noch ausreichend Zeit, zum Beispiel das leider "verhüllte" Brandenburger Tor, den neuen Reichstag und so weiter zu besichtigen.

Shopping auf dem Ku-damm und ein Abstecher ins Kaufhaus des Westens kamen ebenfalls nicht zu kurz.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
25. Juni 2001


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