Zum Mordprozess um Anton Malloth fand ich am 24.4.2001 drei Artikel auf den Internetseiten des Fränkischen Tags

 

Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 24.4.2001

Malloths Untaten berührten
auch Bamberger Familie

Martin Finkelgruen: ein ungesühnter Mord?

Der Mordprozess gegen Anton Malloth, der gestern in Stadelheim begonnen hat, wird von der Jüdischen Gemeinde in Bamberg mit größter Aufmerksamkeit beobachtet. Hat doch der Journalist und Schriftsteller Peter Finkelgruen, dessen Großeltern aus Bamberg stammen, dazu beigetragen, dass es zu der Anklageschrift gegen den heute 89-Jährigen kam. Denn nach der Überzeugung von Peter Finkelgruen ist Malloth auch der Mörder seines Großvaters Martin, der 1942 in Theresienstadt erschlagen wurde.

In der Anklageschrift taucht dieser Fall allerdings nicht auf; auch der Kronzeuge, den der Enkel 1989 in Prag fand und zu einer eidesstattlichen Versicherung in ein Notariat begleitete, lebt nicht mehr.

1992 erschien Finkelgruens Buch "Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes" im rororo-Verlag. Dem Sachbuch zugrunde liegen Peter Finkelgruens Recherchen über die Entrechtung und Vertreibung seiner Familie und den gewaltsamen Tod seines Großvaters in Theresienstadt.

Martin Finkelgruen besaß in Bamberg am Grünen Markt 13 und 15 ein Geschäft für Damenwäsche und Konfektion. Seine Frau Fanny, 1913 verstorben, ist auf dem jüdischen Friedhof in Bamberg begraben. Ihr gemeinsamer Sohn Hans, Vater von Peter Finkelgruen, kam im Ghetto von Shanghai ums Leben, wohin er sich mit seiner Familie vor der Verfolgung der Nationalsozialisten geflüchtet hatte.

Peter Finkelgruen, 1942 in Shanghai geboren, wuchs zunächst in Prag und später in Israel auf. Er lebt heute in Köln, hält aber nach wie vor engen Kontakt nach Bamberg.

Für eine Dokumentation zum Malloth-Prozess, die das ARD-Magazin "Fakt" gestern abend zeigte, schilderte Finkelgruen einem Kamerateam das Schicksal seiner Familie. Gedreht wurde u.a. am Grab seiner Großmutter Fanny auf dem jüdischen Friedhof in Bamberg und am Grünen Markt.

Jutta Behr-Groh

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Quelle: siehe oben

Bedenken gegen
Vorsitzenden Richter

Zum Auftakt des Malloth- Prozesses in München sind Bedenken gegen den Vorsitzenden Richter Jürgen Hanreich laut geworden. Sein Vater Otto sei von 1942 bis 1944 als Oberlandesgerichtsrat in Leimeritz tätig gewesen, hieß es in einer Erklärung des Simon-Wiesenthal- Zentrums. Eine historische Nähe zum Konzentrationslager Theresienstadt sei unübersehbar.

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Quelle: siehe oben

Nach 56 Jahren vor Gericht

Anton Malloth soll in NS-Gefängnis Häftlinge getötet haben

MÜNCHEN. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkrieges muss sich der mutmaßliche NS-Verbrecher Anton Malloth seit Montag wegen dreifachen Mordes in München vor Gericht verantworten.

Der heute 89-Jährige soll 1944 und 1945 drei Häftlinge der Kleinen Festung Theresienstadt, einem Gestapo-Gefängnis in der Nähe von Leitmeritz im heutigen Tschechien, bestialisch getötet haben. Die Anklage wirft dem ehemaligen SS-Scharführer zudem einen versuchten Mord vor.

Der Prozess vor dem Schwurgericht München I findet unter großer internationaler Beachtung statt: Zahlreiche ausländische Medienvertreter reisten zu der Verhandlung an, darunter Journalisten aus Israel und Vertreter des Wiener Simon-Wiesenthal-Zentrums.

Der gebürtige Innsbrucker und gelernte Fleischhauer Malloth war von 1940 bis 1945 Aufseher in dem berüchtigten Gefängnis für politische Häftlinge. Dieses hatte laut Anklage den Charakter eines Konzentrationslagers. Die Häftlinge seien massenhaft gestorben - von den Gefängnisaufsehern misshandelt, gemartert und erschlagen.

Ende September 1944 erschlug Malloth laut Anklage einen jüdischen Häftling mit einem Stock - aus Wut darüber, dass dieser nicht zum Appell erschienen war. Im Januar 1945 soll er mit einem weiteren Aufseher zwei Häftlingen befohlen haben, sich nackt auszuziehen. Einem dritten Häftling befahlen die beiden SS- Schergen den Ermittlungen zufolge, in eisiger Kälte die zwei nackten Männer aus einem Schlauch mit Wasser zu bespritzen. Nach rund 30 Minuten brachen die beiden Opfer tot zusammen. Malloth handelte laut Anklage aus einer rohen und gefühllosen Gesinnung sowie aus nationalsozialistischem Rassenhass.

In der Nähe von Theresienstadt beaufsichtigte Malloth laut Anklage zudem im September 1943 Erntearbeiten, bei denen jüdische Häftlinge eingesetzt waren. Als einer der Häftlinge einen Blumenkohl unter seinem Hemd versteckte, soll Malloth ihn als "jüdisches Schwein" beschimpft und mit einem Stock auf den Kopf geschlagen haben.

Danach soll er mehrere Schüsse aus seiner Pistole auf den Mann abgefeuert haben. Das Opfer sank zu Boden und blieb dort ohne Hilfe liegen. Vermutlich war der Mann tot, genau konnten die Ermittler das aber nicht mehr feststellen. Die Anklage sieht hier deshalb nur einen versuchten Mord.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war Malloth einem Zugriff immer wieder entgangen. 1948 wurde er von einem tschechischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt - wegen Mordes und "unmenschlicher Quälereien". Die Dortmunder Zentralstelle zur Bekämpfung nationalsozialistischer Massenverbrechen führte langjährige Ermittlungen wegen Verdachts des Mordes sowie der Beihilfe zum Mord in 756 Fällen. Aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren 1999 aber eingestellt. Ende 1999 wurde die Akte wieder geöffnet, weil tschechische Behörden eine neue Zeugenaussage übermittelten.

Malloth lebte jahrelang unbehelligt in Südtirol und zuletzt in einem Altersheim in Pullach bei München. Malloth sitzt seit dem 25. Mai vergangenen Jahres in der Haftanstalt München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Dort wird auch der Prozess geführt, um dem Angeklagten die beschwerlichen Transporte ins Gerichtsgebäude zu ersparen. Drei Ärzte erklärten Malloth, der am Montag im Rollstuhl in den Saal gefahren wurde, zum Prozessauftakt übereinstimmend als verhandlungsfähig.

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Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
25. April 2001


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