Quelle: Fürther Nachrichten vom 6.4.2001 (Internet)

„Wem sollen wir denn glauben?“

OB Wenning stellt sich hinter Purin

 Mit Ratlosigkeit, aber auch kaum verhohlenem Verdruss begegnet Oberbürgermeister Wilhelm Wenning der erneut verschärften Auseinandersetzung um das Jüdische Museum. „Die Situation sehe ich als äußerst problematisch an“, so Wennings Reaktion auf das Schreiben des Präsidiumsmitglieds im Zentralrat der Juden in Deutschland, Nathan Kalmanowicz. Der Fürther OB ist 2. Vorsitzender des Trägervereins, dessen 1. Vorsitzender, Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser, noch bis Ende kommender Woche auf Kur ist. „Das Problem ist allein schon deshalb schwer zu lösen, weil es von jüdischer Seite keine einhellige Meinung zum Museum gibt“, so Wenning, der hinzufügt: „Wem sollen wir denn nun glauben: Herrn Kalmanowicz oder Herrn Schoeps?“ Kalmanowicz äußert in seinem Schreiben an Lohwasser - wir berichteten - seinen „schärfsten Protest“ gegen den Umgang von Museumsleiter Bernhard Purin mit den Inhalten und der Geschichte der Juden sowie gegen die kontinuierliche und öffentliche Desavouierung jüdischer Repräsentanten. Der Trägerverein, heißt es in dem Brief weiter, stehe „in der Pflicht, das Problem sehr bald einer Lösung zuzuführen“, womit die Entlassung Purins gemeint ist. Wenning: „Die eine Seite fordert personelle Konsequenzen, während die andere Seite das Museum und seinen wissenschaftlichen Ruf in höchsten Tönen lobt“; zu letzteren gehöre mit dem wissenschaftlichen Beirat Julius H. Schoeps, dem Leiter des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, eine „angesehene Person jüdischen Glaubens“. Ohne offiziell im Namen des Trägervereins antworten zu wollen, sagte Wenning, dass eine Entlassung Purins nicht zur Debatte stehe: „Entlassen kann man nur jemanden, der seine arbeitsrechtlichen Pflichten nicht erfüllt hat. Dies ist hier überhaupt nicht der Fall.“ Außerdem sei das Museum für den Europäischen Museumspreis nominiert, „insofern wäre es absurd, Konsequenzen zu ziehen“. Dennoch empfinde er es als „eine große Belastung, dass wir mit den israelitischen Kultusgemeinden auf keinen gemeinsamen Nenner kommen“; ein erneuter Versuch einer Aussprache mit allen Kontrahenten bringe wahrscheinlich aber nichts mehr. Nach Ostern wollen Wenning und Lohwasser gemeinsam über das weitere Vorgehen des Trägervereins beraten.

 mab

 

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
08. April 2001


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