Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom  01.03.03

Politischer Wille ist gefragt 

Kreisräte informierten sich über das geplante jüdische Gemeindezentrum

LKRS. BAMBERG. Die Mitglieder der im Kreistag vertretenen Fraktionen waren gestern bei der lsraelitischen Kultusgemeinde in Bamberg zu Gast. Vorsitzender Heinrich Olmer stellte den Kreisräten die Pläne für das neue jüdische Gemeindezentrum vor, dessen Bedeutung weit über Bamberg hinaus gehen wird.

Mit dem Bau von Synagoge und Gemeindezentrum in der ehemaligen Nähseidenfabrik in der Willy-Lessing-Straße soll noch in diesem Jahr begonnen werden. 5,3 Millionen DM betragen die Kosten, teilte Heinrich Olmer den Gästen mit. Die SPD-Fraktion war fast geschlossen vertreten, seitens der CSU nahm MdL Heinrich Rudrof, für den Bürgerblock Reiner Hoffmann teil. Auch Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn gesellte sich hinzu.

Hintergrund für das Neubau-Projekt ist das Anwachsen der Gemeinde von ehedem 30 Mitgliedern Ende der 80er Jahre auf heute rund 850 durch den Zuzug jüdischer Kontingentflüchtlinge aus Russland. Die unter Sowjetherrschaft. religiös meist entwurzelten Menschen zum jüdischen Glauben zurückzuführen, sei eine große Aufgabe für die Gemeinde, so Olmer. Für das Gemeindeleben, das neben Gottesdiensten und Religionsunterricht auch Senioren- und Jugendclub, Frauenverein und kulturelle Veranstaltungen umfasst, seien die bisherigen Räume viel zu klein geworden. Außerdem plant man für die Zukunft ein pädagogisches Zentrum, in dem Schulklassen und alle Interessierten sich über das Judentum informieren können, damit Vorurteile abgebaut werden.

Olmer erinnnerte auch an die lange Vergangenheit der jüdischen Gemeinde in Bamberg, die eine der größten und reichsten im Lande gewesen sei. Aber auch im Landkreis habe es etwa in Hirschaid, Buttenheim, Walsdorf oder Demmelsdorf bedeutende jüdische Gemeinden mit zum Teil hohem Bevölkerungsanteil gegeben. Deshalb sei es ihm wichtig, dass sich alle politischen Gebietskörperschaften, also auch der Landkreis dazu bekennen, dass jüdisches Leben als Teil dieser Gesellschaft gewollt ist und das Projekt jüdisches Ge­meindezentrum von allen mitgetragen wird.

Die Finanzierung des Gemeindezentrums stehe inzwischen zu 90 Prozent. Olmer zeigte sich optimistisch, dass man auch den Rest aufbringen werde. Anders als große Gemeinden wie München, deren Bauprojekte fast vollständig öffentlich gefördert wurden, werde die Bamberger Kultusgemeinde rund 20 Prozent der Kosten selbst tragen. Die Stadt Bamberg unterstütze den Bau mit Zuschüssen und Leistungen in Höhe von rund einer Million Mark. Vom Landkreis habe man bislang leider noch keine Zuschuss-Zusage erhalten. In diesem Zusammenhang betonte Olmer nochmals, dass es hier nicht in erster Linie ums Geld gehe, sondern um ein Zeichen des politischen Wollens.

Architekt Jürgen Rebhan stellte den Kreisräten die Pläne im einzelnen vor und führte sie durch das mittlerweile sehr desolate Gebäude der ehemaligen Nähseidenfabrik Kupfer, die nach ihrem Umbau neben der Synagoge Versammlungs- und Büroräume, eine koschere Küche und eine Mikwe, ein rituelles Bad im Keller, sowie einen Gartenhof, nutzbar z.B. für das Laubhüttenfest, beherbergen wird.

Die vielen Fragen, die Heinrich Olmer beantworten musste, zeigten das große Interesse der Kreisräte am Leben der jüdischen Gemeinde, deren Einzugsbereich weit über Bamberg hinausgeht.

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
04. März 2003


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