Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 11.03.2002

Ein "Gerechter der Völker"

Journalist Arno Lustiger referierte bei der Woche der Brüderlichkeit

von Ludwig Unger

"Abel steh' auf, damit es anders anfängt zwischen uns allen", unter diesem Motto stand die zentrale Veranstaltung zur "Woche der Brüderlichkeit" am Sonntagabend im Gemeindezentrum St. Josef. Der Veranstalterin, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, warf mit dem Leitwort, einem Zitat der Schriftstellerin Hilde Domin, einen Blick auf die Verantwortung jedes einzelnen Menschen, die Zukunft der Gesellschaft mit zu gestalten.

Die symbolkräftige Veranstaltung, an der neben Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde und christlicher Kirchen auch Vertreter der islamischen Gemeinde teilnahmen, stand in diesem Jahr unter einem besonderen Vorzeichen. Die Gesellschaft für Christliche-Jüdische Zusammenarbeit in Franken e.V., deren Bamberger Arbeitskreis unter Leitung von Pfarrer Matthias Wünsche die Veranstaltung in der Bistumsstadt ausgerichtet hat, kann auf einen Geburtstag zurückblicken: 50 Jahre Woche der Brüderlichkeit in Franken. In der Stadt Nürnberg wurde nämlich vor 50 Jahren - wie in zehn anderen deutschen Städten - erstmals die Woche der Brüderlichkeit begangen, damit Christen und Juden an einer gemeinsamen Zukunft bauen können.

Entsprechend festlich wurde die Zentralveranstaltung, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Herbert Lauer stand, gestaltet: Den Mittelpunkt bildete der Vortrag des in Frankfurt lebenden Journalisten Arno Lustiger, des jüdischen Cousins des Pariser Erzbischofs Kardinal Jean-Marie Lustiger. Der im Mai 1924 in Oberschlesien gebürtige Arno Lustiger, der mehrere Jahre im KZ verbringen musste und 1945 von US- Streitkräften befreit wurde, schilderte das Schicksal des Feldwebels Anton Schmitt von der Wehrmacht, eines Christen aus Österreich, der in Litauen aufgrund seiner Funktion als Leiter der Versprengtensammelstelle 1941 auf 1942 über 300 Juden bei der Flucht aus Wilna geholfen hat. Für sein Engagement für die entrechteten Juden büßte Schmitt mit seinem Leben. Ein Militärgericht verurteilte ihn zum Tode, im April 1942 wurde er erschossen. Schmitt, der erst spät, nämlich in den 1960er Jahren zum "Gerechten der Völker", ist für Arno Lustiger ein "leuchtendes Beispiel in dunkler Nacht".

OB Lauer betonte in seiner Ansprache, dass es wichtig sei, an das Gebot der Brüderlichkeit zu erinnern. Allen Bewohnern der Stadt und Deutschlands müsse es ein zentrales Anliegen sein, die zweite Chance zu einem solidarischen Miteinander zwischen Christen und Juden zu nutzen. Im Interesse künftiger Generationen hätten die Bürger die Pflicht, auch Leidvolles weiter zu geben: "Die Vergangenheit muss bewusst bleiben."

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
13. April 2002


Diese Seite ist Bestandteil eines Frames. Sollten Sie diesen nicht angezeigt bekommen dann klicken Sie hier bitte auf
Index
dann erhalten sie die fehlenden Informationen und Steuerungselemente
© by Thomas Starz