Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 13.02.03

Schutzzahlungen und Vertreibung Erkundigungen über das Leben jüdischer Bürger auf dem Lande 

Woher kamen sie, wann kamen sie, warum kamen sie, die Juden? Diese Fragen beschäftigten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9s der Schwerhörigenschule Bamberg, als sie in der Staatsbibliothek Literatur suchten oder den Worten von Herrn Rudolph lauschten, der einen Vortrag für sie in der Israelitischen Kultusgemeinde hielt.

Nach seinen Angaben gab es die erste urkundlich erwähnte Gemeinde 800 n. Chr. in Köln. Wahrscheinlich waren die Juden schon viel früher mit den Römern nach Köln gekommen. In Walsdorf datiert der erste urkundliche Nachweis über jüdische Bürger auf das Jahr 1609; Es existiert eine Crailsheimsche Akte, in der ein ,,Menlein Jud zu Walsdorf" als Geldverleiher für Schmuck erwähnt wird. Die Herren von Crailsheim besaßen im 15. Jahrhundert in Walsdorf ein kleines Wasserschloss, das leider nicht mehr existiert. In deren ,,Saalbuch" sind vor dem 30-jähngen Krieg acht an Juden den vergebene Lehen vermerkt.

Im Jahr 1672 werden im Crailsheimschen Saalbuch acht jüdische Familien erwähnt. Sie waren ,,Schutzjuden derer von Crailsheim“, das heißt, sie wurden im Ort gegen entsprechende Zahlungen geduldet. Vorher unterstanden die als nicht deutsch eingestuften luden dem Schutz des Kaisers. Ein anschauliches Beispiel für ,,Schutzzahlungen" fanden wir bei einem ,,Bamberger Juden". Er musste unter anderem 12 Dukaten für den Fürstbischof, 360 Dukaten an das fürstliche. Arbeitshaus zahlen. Natürlich musste er auch die Steuern der deutschen Bürger zahlen. In Walsdorf hatte ein Jude während der Crailsheimschen Zeit 108 Gulden für Schutz und Miete zu zahlen.

Es kam immer wieder zu Übergriffen gegen die jüdischen Mitbürger. 1699 musste ein ortsansässiger Jude bei Tumulten (Grund unbekannt) zu seinem Schutz im Schlosshof untergebracht werden. Seine Frau wurde bei einem Gang nach Bischberg vom Bischberger und Vierether Lehrer überfallen und ausgeplündert. In der Hälfte des 18. Jahrhunderts siedelten die Juden von Crailsheim systematisch am Schafberg in Walsdorf an. Dieser Schritt bewirkte eine Ghettobildung und förderte die Intoleranz der christlichen Bevölkerung gegenüber den Juden.

In der folgenden Zeit wächst die jüdische Gemeinde in Walsdorf. Es wird am Schafberg ein Gemeinschaftshaus und Tauche (Mikwe) gebaut, sowie eine Synagoge,. die noch existiert, aber nicht mehr als solche genutzt. wird. Um 1824 gab es 115 jüdische Personen in Walsdorf. Um 1900 war die Gemeinde durch Landflucht oder Auswanderung auf 31 Personen geschrumpft.

Am 10. November 1938 erschienen die SA-Leute aus Bamberg und zerstörten Fenster und Einrichtung der Synagoge. Die christlichen Nachbarn verhinderten ein Abfackeln der Synagoge aus Angst vor einer Feuersbrunst. Elf Juden in Walsdorf entkamen der Vernichtung durch Auswanderung, zwei konnten noch fliehen, sieben wurden am 25. April 1942 nach Lublin deportiert. Die letzte noch zurückgebliebene Jüdin, Rosa Karl, starb im September 1942 auf dem Transport nach Theresienstadt.

Unser Wunsch: Möge sich so etwas nie mehr wiederholen

Kl. 9s, Schwerhörigenschule Bamberg

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
22. Februar 2003


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