Quelle: Nordbayerischer Kurier Bayreuth, vom 29./30. Dezember 2001

Die Wiege stand in Oberfranken

Beliebt, bequem und unverwüstlich: Im Levi-Strauss-Museum in Buttenheim dreht sich alles um die Jeans und ihren Erfinder

Von Susanne Schmalz, RNT

„Tragen Sie heute Jeans? Als ich 1829 geboren wurde, gab es dieses Kleidungsstück noch nicht." So begrüßt uns eine Stimme - Levi Stauss soll's sein, geboren in Buttenheim bei Bamberg. In seinem Geburtshaus wurde im September 2000 ein Museum eröffnet, das Einblick gibt in das Leben von Oberfrankens berühmten Sohn.

Dass es die Jeans bei der Geburt Levis oder Löbs, wie er damals noch hieß, nicht gab, ist kein Kunststück- schließlich gilt er ja als Erfinder des beliebten und unverwüstlichen Kleidungsstoffs. Levi Strauss' oberfränkische Wurzeln sind noch nicht lange bekannt: Erst seit dem Jahre 1983 nämlich, als ein Brief aus dem amerikanischen Milwaukee nach Buttenheim flatterte und eine Dame „some informations" wollte über den Geburtsort des berühmten Mannes. Intensive Ahnenforschung brachte schließlich ans Tageslicht, was niemand für möglich hielt: Levi Strauss ist tatsächlich Buttenheimer. Zumindest ist er dort geboren. Seine Eltern: Der jüdische Hausierer Hirsch Strauss und dessen zweite Frau Rebecca, ebenfalls eine Jüdin. Löb hatte insgesamt sieben Geschwister.

Allein die Buttenheimer (und nicht nur die) meinten es Anfang des 19. Jahrhunderts nicht gut mit ihren jüdischen Mitbürgern, ekelten sie geradezu raus aus Oberfranken: Keine freie Berufs- und Partnerwahl und das, obwohl jeder fünfte der damals über 800 Einwohner des Ortes jüdischen Glaubens war. So wurden viele Juden Händler, Geldverleiher oder Hausierer - einem großen Teil blieb nur die Auswanderung. Als Hirsch Strauss starb machte sich auch Levis Familie auf nach Amerika

 

 

Auf nach Übersee

Levi Strauss Gehen, wo Levi Strauss dereinst gegangen ist, sehen, was er gesehen hat, ein wenig von dem Leben mitkriegen, das die Familie Strauss in Buttenheim gerührt hat: So authentisch wie möglich wollten die Macher das Levi-Strauss-Museum gestalten. Und es ist ihnen gelungen. Kaum zu glauben, dass in der kleinen Kammer einmal neun Menschen gelebt, gegessen und geschlafen haben sollen. Unvorstellbar auch die Überfahrt nach Amerika auf einem Zwischendeck ohne Licht, Heizung und Lüftung. Die Sterberate war dementsprechend hoch. Levi jedenfalls hat überlebt, nahm 1853 die amerikanische Staatsbürgerschaft an und erfand so ganz nebenbei 1873 die Jeans.

 

Das Leben der Landjuden

Im Levi-Strauss-Museum dreht sich fast alles um das berühmte Kleidungsstück- um seine Geburt und die Weiterentwicklung. Das Museum bietet aber noch mehr: Einblicke in das harte Leben der fränkische Landjuden des 19. Jahrhunderts, es zeigt die unwirtliche Überfahrt nach Amerika und den Neuanfang der Auswanderer, beschäftigt sich mit der Goldgräbereuphorie, informiert über den Beginn der Textilindustrie in den USA und die zeitlose Begeisterung für das nicht weniger zeitlose Kleidungsstück Jeans.

Via Audioguide, das ist eine Art Telefonhörer, der zu jeder Station Informationen gibt, wird der Besucher durch die drei Stockwerke des Museums geleitet. Sehen, hören und begreifen auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Museum kommt an, nicht nur bei Oberfranken. „Wir haben Gäste aus der ganzen Welt. Viele Amerikaner, aber auch Japaner, Chinesen, Russen", erzählt Museumsleiterin Tanja Roppelt voll Stolz. Auf das internationale Publikum hat man sich eingestellt in Buttenheim: Audioguide und Flyer sind mehrsprachig. Auch die Besucherzahl kann sich sehen lassen: 12 000 haben die Verantwortlichen bis zur Jahresabrechnung im September 2001 gezählt. 

Levi Staus Museum und Geburtshaus vor der Sanierung

 

Viel Lob im Gästebuch

Kein Wunder, dass das Gästebuch voll Lob ist: „Ich bin beeindruckt" steht zum Beispiel darin oder „endlich weiß ich, woher das kommt, was ich jeden Tag trage". Eigentlich aus Amerika, aber irgendwie eben doch auch aus Oberfranken

 

>>> weitere Infos zum Museum...

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
30. Dezember 2001


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