Bemerkung des Webmasters: Dieser Artikel handelt nicht direkt von jüdischem Leben in Bamberg, ich finde es aber interessant und wichtig wie mit fremdenfeindlichen oder rechtsradikalen Inhalten bzw. Tendenzen umgegangen wird. Ich kann immer nur eine Auswahl an Artikel bieten und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Außerdem liegt es nicht in meinem Interesse, Bamberg "in Verruf" zu bringen, da ich der Meinung bin, dass es sich bei diesem Thema nicht um ein lokales Phänomen handelt .

Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 28.12.2000

"Eigentliche Zielgruppen unerreichbar"

Volkshochschulleiter Köhl weist Vorwurf zurück, VHS tue zu wenig gegen Rechtsextremismus

Entschieden wies in der letzten Vollsitzung des Stadtrates kurz vor den Weihnachtsfeiertagen der Leiter der Städtischen Volkshochschule, Martin Köhl, Vorwürfe von Stadtrat Dr. Krischker (GAL) zurück, das Programm der VHS enthalte zu wenige Angebote zur Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.

von Rudolf Häußler

Andere Volkshochschulen, Krischker führte hier namentlich die in Köln, München und Hamburg auf, engagierten sich hier wesentlich mehr. In den neuen Themenvorschlägen bzw. -änderungen für das 2. Semester des Lehrjahres 2000/2001 seien nur zwei Veranstaltungen enthalten, die sich mit der genannten Thematik auseinandersetzten, darunter auch die Standardveranstaltung "Fahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau". Für eine Reihe der vorgesehenen Angebote führte Krischker Alternativen auf, wobei er etwa Themen wie "Erblast des Antisemitismus" oder "Szenen gegen das Vergessen" nannte. Die VHS Bamberg habe sich die Sache zu einfach gemacht. Sie werde dem großen Thema nicht gerecht. Köhl - die VHS hatte im Spätsommer 2000 mit anderen Trägern der Erwachsenenbildung ein gemeinsames Vorgehen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt beschlossen - wehrte sich gegen diese Vorwürfe energisch. Die kommunale Erwachsenenbildung verfüge über eine gute und eine schlechte Voraussetzung für die   Aufklärungsarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit: Einerseits verstehe sie sich als Forum für gesellschaftliche Auseinandersetzung, andererseits erreiche sie gerade jene Zielgruppe nicht, deren latente Gewaltbereitschaft gegen Fremde und Andere sie zum eigentlichen Adressaten für Aufklärungsarbeit mache. Grundsätzlich sprächen Kultur- und Bildungseinrichtungen nur ein mehr oder minder großes Segment an der Spitze der Bildungspyramide an. Zwar erreichten die Volkshochschulen aufgrund geringerer Schwellenängste einen Großteil der Bevölkerung, aber mehr als die oberen 70 Prozent der Bildungs- und Sozialpyramide seien nicht drin. Sozial Benachteiligte mit niedriger Qualifikation und Bildung, aus denen sich das Gros der Zielgruppe rekrutiere, seien für Träger der Erwachsenenbildung kaum erreichbar. Überdies würden diese Einrichtungen vor allem nach Abschluss der Berufsausbildung genutzt, so dass auch die Gruppe der Jugendlichen als "Kundschaft" weitgehend ausfalle. 

Dennoch seien VHS-Aktivitäten gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit aus drei Gründen wichtig: weil

- die VHS ein Ort alltäglich gelebten Miteinanders von Menschen verschiedener Sprache und Kultur,

- die Außenwirkung einer so großen und anerkannten Einrichtung enorm sei

- und inhaltliche Angebote der VHS auf viele potentielle Multiplikatoren träfen.

Konkret habe die VHS bereits eine Gemeinschaftsaktion von über 30 Bamberger Kulturträgern initiiert. Diese würden unter den Motto "Bildung und Kultur für Toleranz" im wahrsten Sinne des Wortes "plakativ" auftreten. Im kommenden Sommersemester sei u.a. neben der Dachau-Fahrt ein Forum mit Beteiligung von Vertretern aus Politik, Verwaltung, Justiz, Kripo und Sozialarbeit geplant, ein Trainingskurs mit Sachargumenten gegen Stammtischparolen und die Entwicklung einer Fotoausstellung zum Thema im alten E-Werk. Was die themenbezogenen VHS-Aktivitäten in den von Krischker genannten Millionenstädte angehe, 

 

so seien Ankündigungen und tatsächliche Durchführung zwei Paar Stiefel. Bei der VHS Bamberg gebe es nur eine Ausfallquote von zehn Prozent.

Kein Wundermittel

Stadträtin Monika Bieber (SPD) - auf den Antrag dieser Fraktion hin war das Thema Tagesordnungspunkt - stimmte Köhl durchweg zu. Die Erwartungen seien hier viel zu hoch angesiedelt. "Die VHS ist kein Wundermittel gegen Fremdenfeindlichkeit." Am erfolgversprechendsten im Sinn der Sache wäre sicher präventive Arbeit mit Kindern. Bieber regte an, der VHS die Kosten, die dieser durch ihre Aktionen zum Thema entstehen, zu ersetzen. Hintergrund: Der Stadtrat hatte zwar beschlossen, dass die VHS ein Programm gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit erarbeiten solle. Zusätzliche Kosten dürften dabei jedoch nicht entstehen.

Die VHS-Vorschläge wurden mit großer Mehrheit gebilligt. Krischkers Ablehnung schloss sich nur seine Fraktionskollegin Petra Friedrich an.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
01. Januar 2001


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