Quelle: Rathausjournal im Internet, zu finden unter http://www.bamberg.de/rathaus/journal/index.htm
Datum: 17.11.2000
Demonstration gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit in Bamberg
Klare Absage an rechte Gewalt
Tausende Menschen demonstrierten am 9. November für Demokratie und Toleranz
Bamberg hat am 9. November ein unmissverständliches Signal gegeben, dass Rechtsextremismus und Gewalt nicht toleriert werden. Zwischen 4000 und 5000 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an der Kundgebung und am anschließenden Schweigemarsch vom Synagogenplatz zum Gabelmann teil, zu der das von OB Herbert Lauer ins Leben gerufene "Bündnis für Demokratie und Toleranz - Gegen Rechtsradikalismus und Gewalt" aufgerufen hatte.
Tenor aller Beteiligten: Die Veranstaltung war ein eindrucksvoller Erfolg, es darf jedoch nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben. "Es muss weitergehen", rief OB Lauer dazu auf, auch weiterhin Flagge zu zeigen. "Wir müssen wachsam bleiben und ständig etwas tun, um tatsächliche Veränderungen im Denken zu bewirken", sagte Lauer in seiner Rede auf dem Synagogenplatz. Jeder müsse gegen andere Menschen gerichtete Angriffe und Drohungen als Angriffe auf sich selbst begreifen. Nur dann werde das Leben und die Würde des Menschen für alle in Deutschland Lebenden tatsächlich ohne Ausnahme unantastabar. Der Schauspieler Andreas Ulich vom ETA HOFFMANN THEATER trug im Anschluss an Lauers Rede eine bedrückende Collage aus dichterischen Texten u.a. von Enzensberger, Ranke-Heinamnn und Ignaz Bubis vor. Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Heinrich Olmer, zeigte sich besorgt, dass 62 Jahre nach dem Brand der Synagogen rechtsextreme Gewalt in Deutschland wieder zur Tagesordnung gehöre und von weiten Kreisen der Bevölkerung mit Gleichgültigkeit oder sogar mit einem gewissen Verständnis betrachtet werde. Nach einem von einem Gemeindemitglied vorgetragenen jüdischen Lied und Gebet legte Olmer gemeinsam mit OB Lauer einen Kranz vor dem Mahnmal am Synagogenplatz nieder.
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Die 800 Kerzen, die von Mitarbeitern der Stadt Bamberg für den anschließenden Schweigemarsch ausgegeben wurden, waren in kurzer Zeit vergriffen. Viele hatten eigene Kerzen mitgebracht, so dass sich ein beeindruckender Zug der Menschen in Richtung Grüner Markt in Bewegung setzte. Auf dem dicht belagerten Platz vor dem Gabelmann appellierte DGB-Kreisvorsitzender Werner Schnabel an die Jugend, rechte Sprücheklopfer im eigenen Umfeld nicht zu isolieren, sondern mit ihnen zu sprechen und ihnen die Falschheit ihrer Parolen klarzumachen. Ausdrücklich forderte Schnabel ein Verbot der NPD. Markus Wolfrath vom Stadtjugendring legte ein Bekenntnis zu seinen ausländischen Freunden ab. Er hoffe, dass er damit auch nicht alleine gelassen werde, wenn dies einmal in einer anderen Situation erforderlich sei. An die Stadt Bamberg gerichtet, gab er angesichts drohender Mittelkürzung im Bereich der Jugendhilfe zu bedenken, ob Vorbeugung langfristig nicht billiger sei als Reintegrationsmaßnahmen. Nach Kundgebungsende versammelten sich viele Teilnehmer in St. Martin zum ökumenischen Friedensgebet. Der Andrang war auch hier enorm, so dass sogar der Kircheneingang geöffnet bleiben musste.
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30. November 2000
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