Die Bombe von Bamberg gibt Rätsel auf

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Bislang keine Hinweise auf die Hintergründe des vereitelten Anschlags

Von Jörg Berghoff

Bamberg - In Oberfrankens alter Bischofs- und Universitätsstadt Bamberg ist es seit Montag Morgen vorbei mit der Gemütlichkeit. Nach dem Sprengstoffanschlag auf das Wohnhaus einer ehemals jüdischen Familie macht sich Unruhe breit in dem 70 000 Einwohner zählenden Schmuckstück am Zusammenfluss von Main und Regnitz.

Was war geschehen? Am vergangenen Montag in der Früh gegen 7.25 Uhr entdeckte der 33-jährige Sohn einer alteingesessenen Bamberger Familie am Hoftor seines Anwesens in der Wildensorger Straße ein verdächtig erscheinendes Paket und alarmierte die Polizei. Per Hubschrauber aus München eingeflogene Sprengstoffexperten konnten noch am Fundort eine Bombe entschärfen, die mit 150 Gramm eines gewerblichen Sprengstoffes bestückt war. Die Ermittlungen einer zwölfköpfigen Sonderkommission des Landeskriminalamtes München ergaben, dass die Bombe mittels eines Zeitzünders zur Explosion gebracht werden sollte.

Die betroffenen Familieangehörigen, deren 1989 verstorbener Vater jüdischen Glaubens und Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Bamberg war, sind als Inhaber mehrerer Gaststätten und Immobilien als wohlhabende, seriöse Unternehmer in der Stadt angesehen und schon vor Jahren zum Christentum konvertiert. "Es gibt bis jetzt keine Hinweise auf einen politisch motivierten Hintergrund der Tat", weist der Pressesprecher des LKA München, Dieter Kolloch, derzeit alle Spekulationen zurück.

Auch der Bamberger Polizei liegen für das Stadtgebiet keine Erkenntnisse über Nazi- oder Skinhead-Aktivitäten vor. Eine Insel der Glückseligkeit also? Ganz so einfach scheint es nicht zu sein, gab es doch im benachbarten Walsdorf im April dieses Jahres eine Schändung des jüdischen Friedhofes, die bis heute nicht aufgeklärt ist. Und wie der Zufall es will, beantragte die SPD-Fraktion erst letzte Woche im Stadtrat eine intensive Untersuchung in Form eines Sachstandberichtes zur potenziellen rechtsradikalen Szene in Bamberg. "Wir kennen zwar den Verfassungsbericht des Landes Bayern, wollen mit dem Antrag aber in Erfahrung bringen, welche Konsequenzen sich daraus für Bamberg ergeben. Aus meiner Praxis als Anwalt weiß ich, dass es auch bei uns gelegentlich Probleme mit Skinheads gab", zeigt sich SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Starke besorgt.

Robert Gegenfurtner, Rechts- und Wirtschaftsreferent der Stadt und in Urlaubsvertretung von Oberbürgermeister Herbert Lauer, sieht "keine aktuelle Gefahr": "Wir haben keine rechte Szene in Bamberg, werden aber das gesamte Umfeld neu unter die Lupe nehmen." Das sollte auch auf fruchtbaren Boden beim Verwaltungsgericht in Bayreuth fallen. Dort wurde nämlich ein vom Ordnungsamt Bamberg in Absprache mit dem Stadtrat verhängtes Verbot eines Informationsstandes der NPD-Gruppe aus dem 20 Kilometer entfernten Zapfendorf wieder aufgehoben. So fanden ausländerfeindliche Parolen vergangenen Samstag erstmals in der Fußgängerzone Bambergs wieder Ausstellungsfläche. Ob auf Dauer ein benachbarter Infostand der evangelischen Christen und der des Vogelschutzvereins ausreichen, um den Neonazis Paroli zu bieten, bleibt fraglich. Auch eine davor platzierte Tanz- und Musikgruppe hat zwar die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, reicht aber auf Dauer nicht aus. Farbe bekennen heißt es jetzt, nicht nur in Bamberg.


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