Quelle:  Fränkischer Tag, 11.1.2005, Seite 9

 

Gelungene Premiere im Gemeindezentrum

Israelitische Kultusgemeinde veranstaltete in ihrem Haus Seminar über Musik im jüdischen Gottesdienst

Knapp 50 Teilnehmer befass­ten sich vier Tage lang im neu­en Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde mit Anregungen, wie man einen jüdischen Gottesdienst lebendig und durchaus zeitgemäß gestalten kann. Die Kantoren, Rabbinerstudenten und Laien aus liberalen wie traditio­nellen Gemeinden von München bis Kiel angereist.

Der Weg an die Regnitz lohnte sich für sie, denn mit Josée Wolff hatte man eine erfahrene und durch ihre Lehrtätigkeit am Hebrew Union College in New York und durch Workshops in England und den Niederlanden bestens ausgewiesene Kantorin gewinnen können.

Heiner Olmer, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, freute sich, dass das Seminar in Zusammenarbeit mit dem Abraham-Geiger-Kolleg aus Potsdam zustande gekommen war. Schon jetzt denkt er daran, daraus eine regelmäßige Einrichtung zu machen und so das Gemeindezentrum auch für pädagogische Zwecke zu nutzen. Rabbiner Dr. Walter Homo­Ika, der Direktor des Kollegs, kannte dies nur bekräftigen. 1999 wurde das mit der Universität Potsdam verbundene Abraham-Geiger-Kolleg als erste deutschsprachige Einrichtung für die Ausbildung von Rabbinern nach dem Holocaust gegründet. Da man auch mit dem Zentrum für Interreligiöse Studien an der Otto-Friedrich-Universität kooperiert, lag Bamberg als Veranstaltungsort nahe.

Nach einer allgemeinen Einführung zur Rolle von Musik in der Andacht standen intensives Textstudium ebenso wie aktives Singen im Zentrum der Seminarstunden. So wurde neben dem traditionellen auch zeitgenössisches Repertoire zur Feier des Shabbats erarbeitet. „Sie können mit diesen Elementen spielen“, ermunterte Josée Wolff ihre Schüler. „Ich bin eine große Befürworterin von Kreativität." Sie singt und dirigiert das Lied von Max Wohlberg vor, nach und nach fallen die Teilnehmer ein. Und weil es mit Klavierbegleitung noch besser klingt, ist auch hierfür bald eine Freiwillige gefunden.

Neben all ihrem Fachwissen und ihrem Engagement ist es gerade auch die mit Humor gewürzte sympathische Art, die den Unterricht bei Kantorin Wolff so angenehm macht. In Anspielung auf die Überlieferung und Herkunft zahlreicher Lieder stellt sie augenzwinkernd fest: „Traditionell, Anonym und Volkstümlich heißen die drei berühmtesten jüdischen Komponisten."

Es sei für sie, so erzählt Wolff, etwas ganz besonderes, nach Deutschland zu kommen. Jüdisches Leben wieder hier zu verankern, darin sieht sie eine überaus positive Sache.

Aufgewachsen ist sie in den Niederlanden, wo ihre Eltern den Holocaust überlebt hatten. Ihre Kursteilnehmer seien sehr wissbegierig und motiviert. Die neuen Melodien und Ideen konnten sie bei der Gestaltung von zwei Shabbat-Gottesdiensten gleich ausprobieren.

Abgerundet wurde das Seminar mit einer Führung durch das jüdische Bamberg und natürlich mit dem auch der Öffentlichkeit zugänglichen Konzert Wolffs (siehe Bericht in un­serer Montagsausgabe).

Jürgen Gräßer

 

Das neue Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde bot den Rahmen für den Workshop mit Kantorin Josée Wolff aus New York (Mitte). FT-Foto: Ronald Rinklef

 

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
28. Juni 2005


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